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Illusionen

und

wie sie entstehen

       durch Regeln       durch Verstehen     durch Ähnlichkeit

Die Illusion, dass bestimmte christliche Lehren und ihre Anerkennung für das eigene Heil wichtig seien

 

Wichtig kann dies nur sein, wenn man einer bestimmten Gruppe von Menschen / einer bestimmten Institution angehören möchte.

 

Kirchliche Lehren, wie sie im Laufe der Geschichte durch Theologen formuliert worden sind und in der Ausbildung von Priestern und Pfarrern gelehrt wurden und werden, helfen dabei, biblische Texte zu verstehen. Dem dienen Katechismen wie Luthers "Kleiner Kathechismus" oder der "Heidelberger Katechismus", die in früheren Zeiten von den Konfirmaden auswendig gelernt werden mussten, um die Konfirmandenprüfung vor der Konfirmation bestehen zu können.

 

Einige dienten in ihrer Entstehungszeit dazu, biblische Aussagen dem Menschen- und Weltbild der antiken griechisch-römischen Welt anzugleichen, so entstand das Dogma von der Jungfrauengeburt Jesu. Jesus - als ein solcher Art geborener Halbgott war vorstellbar, nicht aber nur, dass der Heilige Geist Gottes einen Schatten über eine junge Frau werfe, wie es wörtlich im Lukas-Evangelium 1,35 heißt. Inzwischen ist dieses Dogma für viele Menschen heute eher ein Hindernis für das Verständnis. So habe ich immer betont, dass Matthäus den Propheten Jesaja 7,14 zitiert und in diesem Zitat bei der Übersetzung ins Griechische das Wort für Jungfrau benutzt wurde, Jesaja aber von einer jungen Frau sprach. Lukas hat in seiner Geburtsgeschichte ebenfalls die "junge" Frau betont - Maria, im Gegensatz der schon alten Frau "Elisabeth", die meinte, schon zu alt zu sein, um noch ein Kind bekommen zu können, als dem Ehepaar die Geburt des Johannes angekündigt wurde (Lukas 1,5-25). Auch enthalten beide Evangelien einen Stammbaum, der sich im einzelnen unterscheidet, aber der bei beiden mit Josef endet, der als Vater Jesu galt (Lukas 3,23-38 und Matthäus 1, 1,1-17).

 

Neben den Lehren, die dazu dienen, die biblischen Texte besser zu verstehen, gibt es unzählig viele andere Lehren, die benutzt werden, um sich als Menschen bzw. Kirchen, die etwas "richtiger" machen, von anderen Christen und Kirchen abzugrenzen, wodurch es immer wieder zu institutionellen Trennungen bzw. Neugründungen von Gemeinden und Kirchen kommt.

 

So dienten und dienen bestimmte Lehren dazu, sich von anderen Christen abzugrenzen und die eigene Gruppe durch die offizielle Annahme solcher Lehren zu stabilisieren und von anderen zu unterscheiden, ja bestimmte Andersdenkende aus der eigenen Gruppe auszugrenzen. Dadurch wird die eigene Gruppe zwar kleiner, aber überschaubarer. Man selbst fühlt sich als "rechtgläubig", während die anderen "Häretiker" / "Ketzer" /Abweichler von der rechten Lehre sind.

 

Diese Streitigkeiten um Lehren spielten sich hauptsächlich zwischen Theologen, also den Gebildeten ab, die aber ihre Anhänger / Gemeinden davon meist auch überzeugen konnten, dass sie im Recht seien, so dass diese ihnen bei Spaltungen folgten.

 

In Folge dessen konnte es dazu kommen, dass zeitweise diese (Unterscheidungs-)Lehren im Mittelpunkt der sonntäglichen Predigten in den Gemeinden standen und nicht die Auslegung biblischer Texte. "Gesetzespredigt" werden solche Predigten genannt, in denen den Einzelnen gesagt wurde, was sie zu tun und zu lassen hätten und wodurch sie zu der Gemeinschaft gehören bzw. wer nicht dazu gehört.