Illusionen durch Ähnlichkeit?
Die Bibel- ein Buch?
In einem Buch fange ich normalerweise vorne an zu lesen. Doch die gedruckte Bibel, die Du in den Händen hältst, enthält 66 Bücher, manche auch noch mehr, wenn die "Apokryphen des Alten Testaments" dort auch abgedruckt wurden.
In einer Bibliothek wähle ich die Bücher aber nicht danach aus, welches zuerst im Regal steht, sondern was mich am meisten interessiert.
Auch werden die Bücher in einer Bibliothek in unterschiedlicher Weise sortiert, meist nach Sachgebieten und dann nach den Namen der Autoren. Die Bücher der Bibel wurden und werden in unterschiedlicher Reihenfolge sortiert. Es gibt ein Inhaltsverzeichnis, mit dem man die gewünschten Bücher finden kann.
Da alle christlichen Ausgaben der Bibel sowohl das Alte wie das Neue Testament enthalten, beginnt die Bibel mit dem 1. Buch Mose und endet mit der Offenbarung des Johannes. Dadurch könnte der Eindruck / die Illusion entstehen, dass die Bibel ein Buch ist, das die ganze Weltgeschichte beschreibt, von der Schöpfung als dem Anfang bis zur Wiederkunft Jesu und dem himmlischen Jerusalem als Ende der hiesigen Welt.
Dabei wird leicht übersehen, dass im 1. Kapitel des 1. Buch Mose eine andere Schöpfungsgeschichte steht, als im 2. Kapitel und dass dieses 1. Buch sowohl diese beiden Schöpfungsgeschichten enthält, wie eine Weltvernichtungsgeschichte in den Kapiteln 6-9. Dazu mehr hier!
Eine Besonderheit ist die Sammlung der Bücher in der Bibel auch durch ihr unterschiedliches Alter von ca. 1900 bis 3000 Jahre alten Schriften, die also in einem Zeitraum von ca. 1100 Jahren entstanden sind. Nun könnte man meinen, dass es damals eben nicht viele Bücher gab, wie auch nicht viele Menschen Schreib- und Lesekundige waren. Doch wird in den Königsbüchern immer wieder auf die Chroniken der Könige von Israel bzw. jene der Könige von Juda hingewiesen, die uns aber nicht erhalten geblieben sind.
In den letzten Versen des Buches "Kohelet / Prediger" heißt es: "... mein Sohn, lass dich warnen: Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde." - Ja, auch das kannte man offensichtlich schon!
Die Illusion, ein (normales) Buch in der Hand zu haben, entsteht auch dadurch, dass trotz des so sehr langen Zeitraums, in dem diese Bücher entstanden sind, es vielfältige Beziehungen zwischen ihnen gibt, sichtbar an den Hinweisen in den Anmerkungen zu ähnlichen Gedanken bzw. zitierten Worten in anderen biblischen Schriften. Der Hamburger Pfarrer Christoph Römhild und der amerikanische Computerfachmann Chris Harrison haben diese Querverweise sichtbar gemacht. Dadurch ist dieses Bild entstanden, das die geistigen Beziehungen der biblischen Bücher untereinander und eben über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren sichtbar macht.
www.chrisharrison.net/projects/bibleviz/index.html
Mehr dazu hier: https://katharina-dang.de/index.php/die-bibel